Ein turbulentes Jahr in der Automobilindustrie neigt sich dem Ende zu. Die Chipkrise hat der Branche schlimmer zugesetzt als anfänglich für möglich gehalten. Die Konsequenz: Bänder standen still, Schichten wurden gestrichen, Werke blieben geschlossen. Pascal Nagel, Chefredakteur von Automobil Produktion und automotiveIT, und Claas Alexander Stroh, Chef vom Dienst, lassen ein ereignisreiches Jahr Revue passieren.
Pascal Nagel
Chefredakteur automotiveIT und Automobil Produktion
Claas Alexander Stroh
CvD automotiveIT und Automobil Produktion
Seit 90 Jahren werden in den Kölner Ford-Werken Fahrzeuge sowie alle dazugehörigen Komponenten hergestellt. Mit der Ankündigung vom Februar diesen Jahres, den Kölner Standort zum Europäischen Ford Zentrum für Fahrzeugelektrifizierung zu transformieren, ist ein tiefgreifender Wandel in allen Bereichen notwendig (bisherig ausschließlich Verbrennertechnologie, ab 2023 Bau batterie-elektrischer Fahrzeuge, zeitweise beides Produktionen parallel). Der Vortrag stellt den Transformationsprozess in seiner Komplexität für die betroffenen Fertigungsbereiche dar, von der Schulung der Belegschaft über neue Fertigungsstraßen und Technologien.
Rene Wolf
Geschäftsführung, Ressort Fertigung, Ford-Werke GmbH
Machen wir uns nichts vor – die Digitalisierung der Produktion stockt. Sie erreicht den Shop Floor meistens nur in ausgewählten Leuchtturmwerken, an dedizierten Linien. Dort sind vielleicht MVPs, digitale Produkte und Innovation allgegenwärtig, aber der Sprung in die Breite wird in vielen, wenn nicht den allermeisten Fällen nicht geschafft. Dies hat Gründe: die Daten sind schlicht im höchsten Maße uneinheitlich. Dies liegt an einem Mangel an Standardisierung bei Maschinen, unterschiedlichen Prozessen und natürlich auch längeren Abschreibungszeiten für Anlagen. Aus diesem Grund steht die Industrie 4.0 an einem Scheideweg, sie muss ihre Skalierbarkeit unter Industriebedingungen nun unter Beweis stellen. Die hier präsentierten Lösungsansätze basieren auf gutem Handwerkszeug – sowohl auf Seiten der IT als auch der Produktion. Denn nur im gemeinsamen Vorgehen lassen sich die hohen Erwartungen an die Digitalisierung der Fertigung nachhaltig und umfassend realisieren.
Dr. Walter Heibey
Partner, Head of IIoT, MHP Management- und IT-Beratung GmbH
Steffen Cords
Associated Partner, Customer Products and Services, MHP Management- und IT-Beratung GmbH
Blockbuster-Fahrzeuge haben die Automobilindustrie in den vergangenen Jahrzehnten geprägt. Sinkende Produktlebenszyklen aufgrund dynamischer Change Requests oder Forderungen nach nachhaltigen, auf lokale Bedarfe angepassten Fahrzeugen verändern die Randbedingungen ganzheitlich. Ein verändertes Umfeld resultiert zudem in neuen Anforderungen an die Produktionsstätten der Automobilindustrie. Microfactories adressieren diese Anforderungen und zeichnen sich unter anderem durch eine Reduzierung der Produktionsschritte und geringen Investitionskosten aus. Basierend auf einer einheitliche Systemarchitektur können cyber-physikalische Produktionsstätten-Zwillinge global repliziert werden, wodurch die serienreife der Microfactories gegeben ist.
Prof. Dr.-Ing. Günther Schuh
Inhaber des Lehrstuhls für Produktionssystematik an der RWTH Aachen, Mitglied des Direktoriums des WZL, Fraunhofer IPT und FIR
Das Münchner Stammwerk der BMW Group feiert im kommenden Jahr sein 100. Jubiläum. Seit 1922 steht das Werk für kontinuierlichen Wandel und Fortschritt. Und trotz seiner herausfordernden innerstädtischen Lage im Herzen der Metropole München zeichnet es sich aus durch hohe Flexibilität und Wettbewerbsfähigkeit. Seit Oktober läuft der vollelektrische BMW i4 vom Band, bereits 2023 hat mindestens die Hälfte aller Fahrzeuge aus dem Werk München einen elektrifizierten Antrieb – der überwiegende Teil davon vollelektrisch.
Im Zuge der Transformation zur Elektromobilität erfährt der Standort in den kommenden fünf Jahren einen gravierenden Veränderungsprozess. Die Motorenfertigung wird bis Ende 2023 schrittweise verlagert. Parallel dazu realisiert die BMW Group an gleicher Stelle eine hoch innovative Fahrzeugmontage für die Neue Klasse. Werkleiter Peter Weber stellt dar, wie in einem bestehenden Werk bei laufender Produktion der Transformationsprozess sowohl aus struktureller und technologischer Sicht als auch aus personalstrategischer Perspektive erfolgreich gestaltet wird.
Dr. Peter Weber
Leiter, BMW Group Werk München
Im Februar 2021 haben 194 Staaten und die Europäische Union das Pariser Klimaabkommen (COP-21) unterzeichnet, das den rechtlichen Rahmen für die Dekarbonisierung der Weltwirtschaft vorgibt. Maßnahmen, die auf die Emissionen des Verkehrssektors abzielen werden zu einem zentralen Bestandteil der Regierungspolitik.
Die Covid-19-Krise hat die Förderung elektrifizierter Fahrzeuge als Teil einer umweltfreundlichen Gesamtlösung noch beschleunigt. Anstatt sich diesem Trend zu widersetzen, nehmen die Hersteller ihn nun aktiv auf, wobei nicht wenige planen, vollständig auf Elektrofahrzeuge umzusteigen. Bis 2030 wird jeder zweite neu verkaufte Pkw in Europa vollelektrisch sein.
Und die Elektrifizierung des Antriebs ist nicht die einzige Transformation. Der Wandel von Industrieunternehmen hin zu Technology-/Softwarekonzernen wird immer deutlicher. Eine massive Verschiebung der Wertschöpfungskette wurde in Gang gesetzt. Seit Jahren wird über den drastischen Wandel der Automobilindustrie gesprochen. Nun ist er da und das viel schneller als erwartet.
Henner Lehne
Vice President – Global Forecasting, Automotive, IHS Markit
Der Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor wird kommen – und mit ihm die Notwendigkeit, E-Fahrzeuge in großen Mengen zu produzieren. Damit ist auch klar, dass die Fertigung von Autos mit elektrischem Antrieb nicht gänzlich auf der grünen Wiese in eigens dafür hochgezogenen Werken organisiert werden kann. Die Transformation im Brownfield wird die Hersteller in den kommenden Jahren vor große Herausforderungen stellen. Wie lassen sich Verbrenner und Stromer nahtlos in einem Werk – oder sogar auf einer Linie – fertigen? Wie müssen die neuen Kompetenzen in komplexen Produktionsnetzwerken mit zum Teil unterschiedlichsten Marken verteilt und organisiert sein? Und welche Rolle spielt die Digitalisierung auf dem Weg in Richtung E-Auto-Fertigung?
Gemeinsam mit Top-Experten wollen wir diesen Fragen auf den Grund gehen.
Dr. Peter Weber
Leiter, BMW Group Werk München
Rene Wolf
Geschäftsführung, Ressort Fertigung, Ford-Werke GmbH
Henner Lehne
Vice President – Global Forecasting, Automotive, IHS Markit
Prof. Dr.-Ing. Günther Schuh
Inhaber des Lehrstuhls für Produktionssystematik an der RWTH Aachen, Mitglied des Direktoriums des WZL, Fraunhofer IPT und FIR
Dr. Walter Heibey
Partner, Head of IIoT, MHP Management- und IT-Beratung GmbH
Die gesamte Automobilindustrie befindet sich in einer gewaltigen Transformation. Der Wandel von Verbrennern hin zu Elektroantrieben, der Einstieg neuer Player in den Sektor sowie die rasant fortschreitende Digitalisierung stellen die Industrie vor eine nie zuvor dagewesene Herausforderung.
Wie stellt sich die Produktion der AUDI AG in diesem Umfeld zukunftsfähig auf? Andreas Lehe, Head of Strategic Planning, gibt einen umfassenden Einblick in die Produktionsstrategie der AUDI AG. Von der Elektrifizierungsstrategie des Premiumherstellers über die neu gegründete Automotive Initiative AI25 am Standort Neckarsulm, die auf dem Weg zur Smart Production unterstützt, bis hin zum Umweltprogramm Mission:Zero mit dem Ziel einer bilanziell CO2-neutralen Produktion bis 2025.
Andreas Lehe
Leiter Strategic Planning, AUDI AG
Gerade in Zeiten von turbulenten Lieferketten ist Künstliche Intelligenz ein unverzichtbarer Helfer für mehr Transparenz, Zuverlässigkeit und Planbarkeit in der Supply Chain und Logistik. IBM Consulting spezialisiert sich darauf, in bestehende ERP- und Lagerbestandssysteme intelligente und innovative Lösungen zu integrieren. Diese integrieren sich nahtlos in die Unternehmens-IT und tragen so wesentlich zur Erreichung von Nachhaltigkeits- und Effizienzzielen bei. Wir profitieren dabei von IBMs wegweisender Forschung im KI-Bereich, erprobten Ansätzen zur Skalierung von Künstlicher Intelligenz und jahrzehntelanger Erfahrung in der ERP Welt. Matthias Bach und Angelika Schmid werden diese Stärken der IBM aus einer integrierten Industrie- und Data Science Perspektive anhand von drei innovativen Kundenprojekten demonstrieren.
Dr. Angelika Schmid
Data Scientist und Managing Consultant, Abteilung AI & Analytics, IBM Consulting
Matthias Bach
Executive Partner & Practice Leader Data Analytics & AI DACH, IBM Consulting
Die zunehmende Verschmelzung der realen und digitalen Welt ermöglicht Schaeffler und seinen Kunden Chancen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Im Bereich Produktion, Supply Chain Management und Einkauf verantwortet Roberto Henkel, Leiter Digitalisierung & Operations IT, die Ausgestaltung und Umsetzung der Digitalisierungsstrategie. Er und sein Team identifizieren gemeinsam mit den Geschäftsbereichen Potenziale, vernetzten Datenbestände und etablieren ganzheitliche digitale End-to-End-Lösungen unter anderem für die mehr als 70 Schaeffler Werke. Im Werk Szombathely, Ungarn, treffen diese digitalen Lösungen auf die Mobilität der Zukunft: Der neue Produktionsstandort in Szombathely ist das erste reine E-Mobilitätswerk der Schaeffler Gruppe weltweit und verfügt über einen hohen Grad an Automatisierung. Die Hallen sind modular ausgelegt, durchgängig digitalisiert und erfüllen gleichzeitig höchste Standards der Nachhaltigkeit.
Roberto Henkel
Senior Vice President Digitalization & Operations IT, Schaeffler Technologies AG & Co. KG